Herzlich Willkommen

... auf den Blog-Webseiten der Veranstalter des Finanzethik-Kongresses. Wir möchten Sie einladen, die Themen aus den Bereichen Ethik und Nachhaltigkeit im Finanzsystem zu diskutieren. Wir sind an Ihrer Meinung interessiert. Weiterhin möchten wir Sie an dieser Stelle über den Stand unserer aktuellen Abeiten informieren und hoffen auf ein reges Interesse!

Thesen und Denkanstöße aus dem Finethikon 2010

Nachfolgende Thesen und Denkanstößen resultieren aus den Vorträgen und Diskussionen des ersten Finanzethik-Kongresses in Berlin.
Unsere Denkanstöße richten sich an den Einzelnen, die Führungskraft, den Hochschullehrer und Wissenschaftler, den Lehrer, Politiker und Journalisten usf. Sie richten sich außerdem an Organisationen und Systeme als Ganzes. Angeregt durch unseren ersten Finanzethik-Kongress „Finethikon“ 2010 wollen wir die Auseinandersetzung mit diesen Themen und die Umsetzung von Lösungen verbreiten und lebendig erhalten. Zudem wollen wir damit auf den nächsten Finethikon hinweisen, der 2011 in Eichstätt Ingolstadt stattfinden und sich schwerpunktmäßig mit der Organisations- und Unternehmensethik beschäftigen wird.
Um den Dialog lebendig zu erhalten, haben wir einen Finethikon-Blog eingerichtet und freuen uns dort auf interessante Beiträge und Diskussionen: http://finethikon.blogspot.com.
  1. Wir erkennen in diesem Sinne an, dass es sich um eine politische und kulturelle und finanzwirtschaftliche Krise handelt, die uns und die Welt erschüttert hat.
  2. Den Finanzbereich verstehen wir als ein gesellschaftliches Subsystem. Wie jedes gesellschaftliche Subsystem soll auch das Finanzsubsystem der Gesellschaft dienen. Dem Finanzsubsystem die gesamte Verantwortung für Krisen aufzuerlegen hieße, ihm eine Eigenständigkeit zu geben, die es gar nicht haben kann und darf.
  3. Wir gehen deshalb davon aus, dass es der Staat ist, der im Namen der Gesellschaft die Normen des ökonomischen Ordnungsrahmens setzen muss, damit das Finanzsubsystem seine Funktionen erfüllen und damit dort Verantwortung wahrgenommen werden kann.
  4. Die Krise wurde durch Entgrenzungsproblematiken ausgelöst, die sich auf allen Ebenen zeigen. Auf die Ebene der Politik bezogen bedeutet das: Regierungen bzw. Gesetzgeber, die durch ihre Handlungen Versuchungen begründen, denen man mit normalen moralischen Anstrengungen nur sehr schwer widerstehen kann, handeln selbst unmoralisch. Die eigentlichen Verführungen bei der Finanz- und Wirtschaftskrise waren ohne staatliche Mitwirkung nicht denkbar.
  5. Eine Lösung von politischer Seite wird Veränderungen der institutionellen Arrangements mit teilweise hohen Kosten erfordern. Dennoch müssen die Politiker bereit sein, Wege einzuschlagen und Maßnahmen einzuleiten, die aus dem derzeitigen Dilemma führen: aus der von Akteuren empfundenen Ohnmächtigkeit und der teilweise selbstverschuldeten Unmündigkeit einerseits sowie aus der wirtschafts- und sozialpolitischen Lähmung andererseits.
  6. Politiker müssen dabei bereit sein, Verantwortung abzugeben und nach dem Prinzip der Subsidiarität mehr Eigenverantwortung zuzulassen. Die Mehrheit der wahlberechtigten Bürger scheint dem Sparen und der verantwortlichen Haushaltsführung viel positiver gegenüber zu stehen, als gemeinhin angenommen wird.
  7. Den gravierenden Problemen bei der Besteuerung und den Staatsaufgaben kann nur durch die Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien in die politische und in die Wirtschaftsordnung beigekommen werden; so durch die Festschreibung grundlegender finanzpolitischer Regeln im Grundgesetz und durch den institutionellen Wettbewerb zwischen Gebietskörperschaften, d.h. durch eine Stärkung des Föderalismus.
  8. Die Frage, wie der Abbau einer derzeit übertriebenen Solidaritätskultur zugunsten einer Stärkung der Selbstverantwortung auf allen Ebenen gefördert werden kann, halten wir für eine der zentralen Fragen der Gegenwart. Es geht doch vor allem auch darum, wie Entscheid und Haftung wieder zusammengeführt werden können.
  9. Im Unternehmen heißt Verantwortung, dass Substanzerhalt oder Substanzmehrung auch als Zielvorstellung internalisiert werden. In der Beratung heißt Verantwortung, überlegenes Wissen nicht zum Schaden anderer einzusetzen.
  10. Somit trägt auch die Finanzbranche für ihre internen Prozesse selbst die Verantwortung, es muss das individuelle Ethos der Mitarbeiter gestärkt werden, so zum Beispiel durch Personalentwicklungs-Maßnahmen.
  11. An Bedeutung sollten aus unserer Sicht dabei auch habitualisierte Ethosgestalten gewinnen. Es fehlen vielfach überzeugende Vorbilder, die einen ethischen Anspruch vorleben. Wir erinnern dabei an die Worte Einsteins: Nicht durch schöne Reden werden Persönlichkeiten ausgebildet, sondern durch gelebte Vorbilder, durch eigene Arbeit und eigene Leistung.
  12. Manager müssen demnach wieder Ordnungsverantwortung übernehmen. Sie müssen eine explizite Mitverantwortung für die Entwicklung der Rahmenbedingungen tragen, in denen sie handeln. Es fehlt vielfach die Einsicht der Führungskräfte, dass es sinnvoll ist, ethisch verantwortliche Geschäfte zu betreiben oder nicht verantwortbare zu unterlassen.
  13. Verantwortung sollte zudem auf Kompetenz gründen. So benötigen wir u.a. im Finanzsubsystem unabhängige und kompetente Sachverständige in den Prüfungs-, Risiko- und Complianceausschüssen.
  14. Auch die Universitäten sind dazu aufgerufen, dieses besonders auch in ihren ökonomischen Studiengängen zu berücksichtigen. Es sollte dabei nicht nur darum gehen, „bessere Menschen“ zu erziehen, sondern fachlich und sozial kompetente, werteorientierte und verantwortungsvolle Ökonomen, Unternehmensleiter, Manager, Berater usf. auszubilden.
  15. Das Wissen um die Bedeutung, die Vermittlung und das Einüben von Werten und Moral sowie die Kompetenz, mit Freiheit und Entgrenzungen umzugehen, müssen gefördert werden. Deshalb ist die Ökonomie, insbesondere die Finanzwirtschaft, zunehmend auf die Kooperation mit anderen Wissenschaftsbereichen angewiesen, wie der Psychologie, Medizin, Moraltheologie, Soziologie, Politologie und der Wirtschaftsgeschichte.
  16. Ethik und Moral verstehen wir auch als Produktionsfaktoren. Wir gehen davon aus, dass langfristig nur mit institutioneller und personaler Integrität den Stakeholdern, Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern gegenüber Vertrauen geschaffen und Wertschöpfung generiert werden kann.
  17. Dennoch sind Ethik und Moral letztlich viel mehr: Sie dienen nicht nur einer höheren Produktivität, sondern sie sind eine umfassende Lebenskunst auf der Basis von Verantwortung und Freiheit, Effizienz und Gerechtigkeit und führen zu persönlichem und gesellschaftlichem Glück.